… und keiner ist dabei! Geht es Ihnen auch so? Der deutsche Aktienmarkt bewegt sich derzeit nahe seinem Allzeithoch. Neben Kursgewinnen liegen die Dividendenzahlungen um die 3 %. Im Vergleich zu Sparbuch und deutscher Bundesanleihe derzeit eine üppige Rendite. Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre haben Aktienbesitzer des DAX30 sich über einen Zuwachs von 12,1 % p. a. freuen können, die letzten 10 Jahre immerhin über 5,9 % p. a. Allerdings: Nur rund 15 % von Ihnen, liebe Leser, sind in Aktien investiert. Im internationalen Vergleich entwickelter Länder sind 15 % eine geringe Größe: In den USA sind ca. 60 % der Menschen investiert, in Großbritannien ca. 25 %, in der Schweiz ca. 20 %. Woran mag es liegen, dass die Aktienkultur hierzulande wenig ausgeprägt ist?
Haben Sie sich mal die Finger verbrannt? Begonnen hat eine breite öffentliche Wahrnehmung für Aktien um die Jahrtausendwende mit einem sympathischen Schauspieler, Manfred Krug, der für die Telekom-Aktie warb. Viele Menschen kauften die Aktie dank des Sympathieträgers und mussten dann feststellen, dass Aktienkurs und Werbung nichts miteinander zu tun haben. Besser gesagt, wirtschaftliche Entwicklung und PR-Darstellung des Unternehmens nach außen können stark voneinander abweichen.
Eine Vermutung liegt nahe: Viele Menschen wussten nicht, was sie tun. Eine Aktie ist eine Unternehmensbeteiligung. Sie stellen mit Ihrem Geld dem Unternehmen Eigenkapital zur Verfügung. Und Sie sind als Aktionär somit an der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens beteiligt. In guten Zeiten mit einer Dividendenzahlung und der Steigerung des Aktienkurses, in schlechten Zeiten mit dem Ausfall der Dividende und einem Kursrückgang.
Zurück zum Schauspieler und zur T-Aktie: Mit dieser schlechten Erfahrung starteten vielen Bürger hierzulande ihre Aktienerfahrung. Hinzukamen das Platzen der sogenannten Dotcom-Blase (Neuer Markt) und Bilanz-Skandale in den Jahren 2001 bis 2003. Und schon war vielen klar: Aktien sind »Teufelszeug«, weil viel zu unsicher. Vor allem die Schwankungen nach unten will keiner haben. Und dann noch die Kommentare von Freunden und neunmalklugen Zeitgenossen, dass nur ein »Blinder« investieren oder nicht verkaufen konnte. Dieses Gefühl »nur ich mache Verluste, während alle anderen Gewinne machen« kostet viel soziale Energie. Für viele von Ihnen gab es nur eine Schlussfolgerung: einmal die Finger verbrannt und dann nicht mehr anfassen! Wir alle kennen das von der Herdplatte: Jedes Kind – und wir alle waren ja mal eines – muss auf die Herdplatte fassen, um auch wirklich zu erleben: ja, aua, heiß! Nach dieser Erfahrung fassen wir nicht mehr auf die Herdplatte – aber wir nutzen den Herd!
Wie wäre es mit einer neuen Strategie? Nutzen Sie Aktien, so wie sie den Herd heute nutzen. Mit rezeptvoller Planung und Augenmaß hinsichtlich Temperatur und Zeitdauer. Mit Zutaten, die Ihnen wirklich schmecken und zu Ihnen passen. Überlegen Sie also genau, ob derzeit angesagte ETFs (Indexfonds) zu Ihrem Gericht und zu Ihrem Geschmack passen. Und wenn Sie Ihren Herd schon lange nicht mehr selbst bedient haben: Vielleicht hilft ein Kochkurs, bei dem Sie Grundzüge des köchelnden Kapitalmarktes kennen – und für sich nutzen lernen. Denn eines ist klar, die Geschichte hörte nicht auf: Bankenkrise 2008 und Staatschuldenkrise 2011. Die nächsten Krisen und die damit verbundenen Kurseinbrüche werden kommen. Wäre doch schön und hilfreich im Vermögensaufbau, wenn Sie daraus Kapital schlagen könnten, weil Sie gelernt haben, wie man mit solchen Krisen umgeht.
Veröffentlicht am 15. Mai 2017 von Dr. Franz Möller und Hans-Joachim Barth