Die ansteckende Lungenkrankheit Covid-19, verursacht von dem Erreger Sars-CoV-2 breitet sich in Europa, den USA und dem Rest der Welt weiter aus. Während die Menge der gemeldeten Neuinfektionen in China bereits zurückgehen, rücken in Deutschland neben dem allgemeinen Bevölkerungsschutz und der Epidemie-Abwehr zunehmend auch die konjunkturellen Folgen des Virenausbruchs in den Vordergrund.
Dazu kommen die neuen Reisebeschränkungen: US-Präsident Donald Trump hat überraschend Maßnahmen zur Eindämmung der VirusEpidemie angekündigt. Die US-Behörden sollen einem Großteil der Europäer für die Dauer von 30 Tagen die Einreise in die Vereinigten Staaten verwehren. Großbritannien blieb erst außen vor (!) und wird jetzt auch mit einbezogen. Fragwürdig wirkt die Entscheidung, da selbst US-Experten davon ausgehen, dass es bereits seit Wochen innerhalb der USA zu Ansteckungen mit dem Erreger kommt.
Viele Anleger sind bereit zu niedrigen und sehr niedrigen Kursen Ihre Aktien zu verkaufen, denn sie befürchten, dass durch das Coronavirus die Wirtschaft weiter geschwächt wird und so die Gewinnprognosen der Unternehmen geschmälert werden. Es handelt sich hierbei im wahrsten Sinne des Wortes um „Rezessionsangst“ mit schwerwiegenden Folgen: Die Börsen sacken weg. Ob Dax, Dow oder MSCI – alle verbuchen herbe Verluste. Schaut man sich den weltweiten Index MSCI World an (s. Grafik unten), sieht man den „Corona-Effekt“. In den letzten Monaten stieg der WeltIndex immer weiter an und feierte vor knapp einem Monat noch ein Allzeithoch. Nun ist er innerhalb weniger Wochen um deutlich mehr als 25 Prozent eingebrochen.
MSCI World (GDTR, UHD):
Seuchen und Epidemien sind allerdings nichts Neues und deshalb lohnt es sich einen Blick auf vergangene Epidemien und ihre Auswirkungen auf die Finanzmärkte zu werfen (s. Grafik unten).
Bei Seuchen und Epidemien in der Vergangenheit lässt sich beobachten, dass die Marktkorrekturen meist relativ kurz und vergleichsweise oberflächlich waren. Wenn man sich zum Beispiel den Verlauf der Infektionskrankheit SARS im Speziellen ansieht (s. auch Grafik unten), kann festgestellt werden, dass der Index mit weiteren Neuinfektionen im März 2003 deutlich fiel, sich aber in den darauffolgenden Monaten schnell erholte, als sich die Situation verbesserte. Wichtig für Ihre Geldanlage: Die Kurse werden sich sehr wahrscheinlich auch nach der aktuellen Epidemie wieder erholen. Die Phase des Abschwungs und die Dauer bis zur Erholung können bei der jetzigen Pandemie allerdings länger sein.
Mögliche Auswirkungen des Coronavirus
Kurzfristig (2020): Wie ist die Lage konkret an den Finanzmärkten?
Das erste Halbjahr wird von Ungewissheit geprägt sein, denn niemand kennt die konkreten Auswirkungen. Fraglich ist unter anderem, wie sich das Coronavirus weiterhin verbreitet. Zum einen werden viele Unternehmen Gewinneinbußen oder Verluste zu verbuchen haben. Zum anderen können die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen gemildert werden, indem die Notenbanken und Staaten durch günstiges Geld bzw. Finanzspritzen die Wirtschaft unterstützen (Kurzarbeitergeld, zinsgünstige Darlehen u.ä.). Zu befürchten ist, dass einige Länder in die Rezession rutschen. Von Rezession wird gesprochen, wenn in einer Volkswirtschaft zwei Quartale in Folge das Bruttoinlandsprodukt schrumpft. Probleme wie der Handelssteit könnten sich dadurch verschärfen und eine weltweite Rezession zur Folge haben.
Mittelfristig bis langfristig: Wie wird es weitergehen?
Wie auch schon bei anderen „Crashs“, die in der Vergangenheit auch ganz unabhängig von Epidemien ausgelöst wurden, werden sich die Kapitalmärkte mittel- bis langfristig erholen. Wenn wir davon ausgehen, dass die Menschheit vom Corona Virus nicht gänzlich ausgerottet wird, wird es ein Leben nach dem Virus geben und damit auch Firmen, die die Bedürfnisse der Menschen befriedigen um damit Gewinne zu erwirtschaften. Lieferketten werden sich weltweit neu ordnen, Unternehmen Kosten senken. Somit können sie langfristig gesehen gestärkt aus solchen Krisen hervorgehen. Dass sich die Kurse langfristig auch nach solchen Epidemien nach oben bewegen, lässt sich ebenfalls in der Grafik weiter oben erkennen .
5 Notfalltipps für die aktuelle Corona-Krise
1. Ruhe bewahren
Die Kurse an den Börsen schwanken und gerade befinden sie sich eher im Keller. Dies kann einen in der Tat unruhig werden lassen. Schauen Sie nun auf Ihr Depot und sehen zum Beispiel einen „theoretischen“ Verlust von 25 Prozent, bekommen Sie eventuell Angst, all Ihr Gespartes zu verlieren. Jetzt ist es wichtig, dass aus dieser Verlustangst keine Panik wird. Bewahren Sie Ruhe, Sie müssen sich mit den richtigen Anlageprodukten (und die haben Sie) keine Sorgen machen. Vermeiden Sie in jedem Fall emotional geleitete oder panische Entscheidungen zu treffen. Am besten Sie schauen erst wieder in ein paar Monaten in Ihr Depot.
2. Plan durchziehen und langfristig denken
Damit Sie auch in schwierigen Zeiten an Ihrer Anlageentscheidung festhalten, ist es zudem von immenser Bedeutung, dass Sie einen zeitlich fest abgesteckten Anlagezeitraum definieren, den Sie nicht verändern. Bleiben Sie bei Ihrem Plan, denken Sie langfristig und lassen sich nicht von Emotionen leiten.
3. Kein Markttiming betreiben
a) Sparpläne durchziehen
Beschwören Sie nicht den „perfekten Zeitpunkt“ herauf, sondern ziehen Sie die Sparpläne, die Sie bislang hatten, weiterhin durch. Eher noch sollten Sie aufstocken, aber keinesfalls sollten Sie panisch verkaufen.
b) Einmalanlage tätigen, nicht verschieben
Verschieben Sie Ihre geplante Einmalanlage nicht auf unbestimmte Zeit. Wenn es Ihnen aber jetzt zu risikoreich erscheint, Ihre z.B. 100.000 Euro einmalig anzulegen, teilen Sie die Summe einfach auf verschiedene Zeitpunkte mit einem vorher festgelegten Algorithmus auf. Z. B. über 6 Monate immer am 1. des Monats. Damit haben Sie Ihre Emotionen ausgeschaltet.
4. Nachkaufen
Kaufen Sie bei fallenden bzw. tiefen Kursen nach. Sie können auch zu verschiedenen Zeiträumen, am besten auf mehrere Monate verteilt, nachkaufen. Beim Schlussverkauf kaufen Sie vermutlich auch gerne ein und sichern sich günstige Preise, warum nicht auch an der Börse?
5. Durchhalten
Obwohl es gerade jetzt verführerisch erscheint einzugreifen, sollten Sie Ihre vorher festgelegte Anlagedauer unbedingt einhalten. Stringentes Handeln wird dazu führen, dass Sie mit einer höheren Wahrscheinlichkeit Ihr Ziel erreichen. Also: durchatmen und die Beine stillhalten – keinen Aktionismus an den Tag legen. So kommen Sie depotmäßig sicher über diese unangenehme Situation hinweg.
Fazit
Lassen Sie sich vom Coronavirus und seinen (kurzfristigen) Auswirkungen auf die Wirtschaft nicht verrückt machen. Bewahren Sie Ruhe, denken Sie langfristig und bleiben Sie Ihrer Anlagestrategie treu.
Wir wünschen Ihnen gute Gesundheit.
Veröffentlicht am 16. März 2020 von Dr. Franz Möller und Hans-Joachim Barth